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Radikale Interpretation, Philosophie: Ausdruck für eine Familie von Gedankenexperimenten, die die Übersetzung einer gänzlich fremden Sprache, die der Interpret auch nicht ansatzweise versteht, in die Sprache des Interpreten zum Gegenstand haben. Auch Radikale Übersetzung. Siehe auch Übersetzung, Unbestimmtheit, Gavagai.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

David K. Lewis über Radikale Interpretation – Lexikon der Argumente

IV 108ff
Radikale Interpretation/RI/Lewis: Die radikale Interpretation hat eine zweifache Aufgabe:
1. die andere Person zu verstehen und 2. ihre Sprache:
a) wie die andere Person den Inhalt ausdrückt
b) wie dieser Inhalt in unserer Sprache ausgedrückt würde.
Bsp Karl als physikalisches System liefert uns die ganze Wahrheit über Karl - auch über seine Geschichte.
IV 110
Ich frage nicht, wie wir die Tatsachen bestimmen, sondern wie die Tatsachen die Tatsachen bestimmen.
Allwissender Standpunkt: Wir können einen allwissenden Standpunkt einnehmen, solange wir ihn auch wieder aufgeben können.
>Allwissenheit/Lewis
, >Tatsachen/Lewis.
IV 111
Selbst wenn alle mentalen und semantischen Tatsachen über Karl determiniert sind durch die physikalischen Fakten, folgt nicht, dass sie in der Sprache der Physik dargestellt werden können.
IV 112
Wenn er propositionale Einstellungen hat, ist es analytisch, dass sie mehr oder weniger konform mit den beschränkenden Prinzipien sind, durch die diese Begriffe definiert werden.
IV 113
Wir nehmen ein System basaler intrinsischer Werte an, das ähnlich dem unseren ist und das bei Karl zu ähnlichen Glauben und Wünschen führt.
IV 117
Radikale Interpretation/RI/Lewis: Problem: Es wird zu viel Gewicht gelegt auf Sprache als Vehikel der Manifestation von Glauben und auf Glauben als manifest in der Sprache und zu wenig Gewicht auf Sprache als soziale Praxis.
Lösung: zuerst das Verhalten beobachten und nicht auf die fremde Sprache achten.
IV 117f
Radikale Interpretation/RI/Lewis: Wir sind schließlich gar nicht an einer praktischen Lösung interessiert, wir wollen wissen, wie die semantischen und mentalen Tatsachen durch die physikalischen Tatsachen bestimmt werden.
IV 118
Worauf es ankommt:
1. Was das Problem der Radikalen Interpretation überhaupt ist.
2. Die Menge der Beschränkungen, durch die es gelöst wird und die Quelle ihrer beschränkenden Kraft.
3. Die Präsupposition, dass die physikalischen Fakten die mentalen und die semantischen Tatsachen bestimmen.
4. Das Ausmaß ihrer Bestimmtheit.
Problem: Die Wahrheitsbedingungen für ganze Sätze sind nicht hinreichend, um alle subsententialen Bedeutungen des Fremden zu bestimmen.
IV 119
Verrückter Schmerz: Wir müssen die kausale Rolle in Karls Gemeinschaft zu Grunde legen, nicht im Individuum Karl.
>Kausale Rolle/Lewis, >Schmerz/Lewis.
IV 120
Abweichend sein, heißt so zu sein, dass das beste Schema für Ihre Art ihnen diese Einstellungen zuschreibt. Wenn es kein einheitlich bestes Schema gibt, sind Karls Einstellungen und Meinungen unbestimmt zu dem Grad in dem es Konflikte gibt.
IV 121
Radikale Interpretation/RI/intrinsisch/Bedeutung/Lewis: Bsp starke individuelle Abweichungen: Die mentalen Zustände von jemandem sind die intrinsischen Zustände, in denen er ist. Dennoch, was sie zu den Zuständen macht - was sie dazu macht, dass sie die kausale Rolle einnehmen, die sie einnehmen - ist nicht gänzlich intrinsisch. Zu einem gewissen Grad hat es mit anderen Vertretern seiner Art zu tun. Aber dieses Ausmaß ist begrenzt, denn die meisten Fälle sind ja nicht außergewöhnlich.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Lewis I
David K. Lewis
Die Identität von Körper und Geist Frankfurt 1989

Lewis I (a)
David K. Lewis
An Argument for the Identity Theory, in: Journal of Philosophy 63 (1966)
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis I (b)
David K. Lewis
Psychophysical and Theoretical Identifications, in: Australasian Journal of Philosophy 50 (1972)
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis I (c)
David K. Lewis
Mad Pain and Martian Pain, Readings in Philosophy of Psychology, Vol. 1, Ned Block (ed.) Harvard University Press, 1980
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis II
David K. Lewis
"Languages and Language", in: K. Gunderson (Ed.), Minnesota Studies in the Philosophy of Science, Vol. VII, Language, Mind, and Knowledge, Minneapolis 1975, pp. 3-35
In
Handlung, Kommunikation, Bedeutung, Georg Meggle Frankfurt/M. 1979

Lewis IV
David K. Lewis
Philosophical Papers Bd I New York Oxford 1983

Lewis V
David K. Lewis
Philosophical Papers Bd II New York Oxford 1986

Lewis VI
David K. Lewis
Konventionen Berlin 1975

LewisCl
Clarence Irving Lewis
Collected Papers of Clarence Irving Lewis Stanford 1970

LewisCl I
Clarence Irving Lewis
Mind and the World Order: Outline of a Theory of Knowledge (Dover Books on Western Philosophy) 1991

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